Tag der Arbeit: Unabhängige Arbeitnehmervertretung fordert eine „neue Unternehmenskultur des gegenseitigen Vertrauens“
Anlässlich des Tags der Arbeit (1. Mai) bezieht die unabhängige Arbeitnehmervertretung AUB e. V. klar Position gegen eine Wiedereinführung von Karenztagen im Krankheitsfall. „Wer die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag abschaffen will, sät Misstrauen in den Belegschaften und gefährdet die Gesundheit der Mitarbeitenden“, erklärt dazu der AUB-Vorstandsvorsitzende Rainer Knoob.
Präsentismus wirkt kontraproduktiv
Die Forderung nach unbezahlten Karenztagen flammt in der öffentlichen Diskussion immer wieder auf. Aus Sicht von Rainer Knoob ist dies symptomatisch für eine rückwärtsgewandte Haltung: Wer Karenztage fordert, traut den eigenen Beschäftigten nicht. „Dieses Menschenbild ist nicht nur falsch, es ist auch höchst schädlich für das Betriebsklima.“ Zudem wäre dieses Vorhaben äußerst kontraproduktiv: Wenn Mitarbeitende krank zur Arbeit erscheinen, statt sich auszukurieren, kann das negative Folgen für das gesamte Team haben. „Das nennt man Präsentismus – und das kann Unternehmen am Ende mehr kosten als eine faire Entgeltfortzahlung“, so der AUB-Vorsitzende weiter.
Experten aus dem Gesundheitsbereich verweisen darauf, dass der sprunghafte Anstieg der Krankheitstage von 2021 auf 2022 ganz wesentlich auf rein statistische Effekte zurückzuführen sei – ausgelöst durch die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) und damit verbunden eine lückenlosere Erfassung. Laut aktueller Zahlen ist der Krankenstand in Deutschland 2024 im Vergleich zu den beiden Vorjahren leicht auf 5,4 Prozent gesunken. Das zeigt eine aktuelle IGES-Analyse für die DAK-Gesundheit.
Vertrauen schaffen – kein Misstrauen schüren
In Deutschland wurde der Karenztag in den 1970er-Jahren abgeschafft. Eine Wiedereinführung wäre aus Sicht der AUB ein gravierender sozialer Rückschritt und ein deutliches Misstrauensvotum gegenüber den Beschäftigten. „Für uns als AUB ist klar: Die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag ist nicht verhandelbar. Was wir stattdessen brauchen, ist eine neue Unternehmenskultur des Vertrauens. Sie schafft die Basis für Leistung und Loyalität“, unterstreicht Rainer Knoob.
Die AUB appelliert daher an Arbeitgeber und Politik, den 1. Mai nicht nur als Feiertag zu begehen – sondern als Anlass, um das Miteinander in der Arbeitswelt zu überdenken und einen Kulturwandel hin zu mehr Vertrauen, Wertschätzung und Eigenverantwortung einzuläuten.