Ohne Zweifel ist Künstliche Intelligenz (KI) eine der bahnbrechendsten technologischen Entwicklungen unserer Zeit. Schon heute hat KI spürbare Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Doch ist die Technologie eher ein Fluch oder ein Segen – oder womöglich beides zugleich? Fest steht: Auch wenn sich die weiteren Entwicklungen noch kaum vorhersehen lassen, wächst doch in vielen Branchen die Sorge, dass KI viele Arbeitsplätze ersetzen könnte.
Die Studie „European AI Barometer“ der Beratungsgesellschaft EY etwa zeigt: Zwei von drei Arbeitnehmenden (68 %) erwarten, dass Unternehmen aufgrund einer verstärkten KI-Nutzung in Zukunft weniger Arbeitnehmende benötigen. Welche Vorteile und Nachteile hält Künstliche Intelligenz bereit? In welchen Berufsbereichen werden die Umwälzungen besonders groß sein? Was sollten Arbeitnehmende unter Umständen schon jetzt tun? Im folgenden Artikel beschreiben wir den Status quo der Künstlichen Intelligenz in der Arbeitswelt.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Künstliche Intelligenz?
- Wie verändert KI die Arbeitswelt?
- Welche Arbeitsplätze sind durch KI gefährdet?
- KI in der Arbeitswelt: Vor- und Nachteile
- KI und die Zukunft der Arbeitsplätze
- Fazit
Was ist Künstliche Intelligenz?
Viele Menschen halten Künstliche Intelligenz für eine Erfindung der Neuzeit. Dabei beschäftigt sich die Wissenschaft bereits seit fast 90 Jahren mit den Möglichkeiten, Maschinen das „Denken“ beizubringen. Für viele gilt das Jahr 1936 als KI-Geburtsstunde. Damals nahm der britische Mathematiker und Informatiker Alan Turing seine „Turing Machine“ in Betrieb – und zeigte damit, dass Rechenmaschinen in der Lage sind, kognitive Prozesse auszuführen.
Auch wenn die Idee von der intelligenten Maschine bereits sehr alt ist – wirklich Fahrt aufgenommen hat KI erst mit der Weiterentwicklung moderner, immer leistungsstärkeren Chips und den heutigen Möglichkeiten des Cloud Computing. Dabei beschreibt KI verschiedenste Systeme, die durch Algorithmen und Datenmengen in der Lage sind, aus Erfahrung zu lernen und autonome Entscheidungen zu treffen. Zwei Begriffe werden Ihnen bei diesem Thema immer wieder begegnen:
- Maschinelles Lernen (ML): Dabei handelt es sich um die Fähigkeit eines Computersystems, aus Daten zu lernen und Muster zu erkennen, ohne explizit dafür programmiert zu sein.
- Deep Learning: Eine spezialisierte Form des maschinellen Lernens, die es KI ermöglicht, besonders große und komplexe Datenmengen zu analysieren und Zusammenhänge selbständig zu erkennen.
Der rasante Siegeszug der KI
Erstaunlich: Während sich die Industrie beispielsweise mit Möglichkeiten des „Machine Learning“ und ersten konkreten Anwendungen daraus bereits seit einigen Jahren intensiv befasst, hat das Thema die allgemeine Öffentlichkeit erst ab Ende 2022 wirklich erreicht – dafür dann aber umso rasanter. Der Auslöser dafür war die Vorstellung der Sprach-KI ChatGPT durch das Unternehmen OpenAI. Schon knapp zwei Jahre später lässt sich feststellen: In kürzester Zeit hat KI immer mehr Lebensbereiche durchdrungen – auch und vor allem die Arbeitswelt.
Wie verändert KI die Arbeitswelt?
Die Fähigkeit zur Datenanalyse, Mustererkennung und Problemlösung ermöglicht es KI- Systemen, in vielen Bereichen des Arbeitslebens eingesetzt zu werden. Ein Hauptmerkmal ist die Fähigkeit, Aufgaben zu übernehmen, die bisher nur Menschen ausführen konnten – beispielsweise Sprache zu verstehen, visuelle Informationen zu analysieren und sogar kreative Lösungen zu finden. Die Grundidee dahinter lautet, viele Routinetätigkeiten durch Rechner übernehmen zu lassen – um somit Prozesse effizienter, schneller und auch zuverlässiger darstellen zu können.
Durch Selbstlernen immer leistungsstärker
Vor allem die Fähigkeit von KI-Technologien zum Selbstlernen macht es wahrscheinlich, dass sie sich tiefgreifender und umfassender auf Arbeit auswirken als vernetzte oder automatisierte Systeme. Warum? Ganz einfach: Bisherige automatisierte Lösungen sind – anders als Künstliche Intelligenz – nicht flexibel, können keine Urteile fällen oder aus Erfahrung lernen, nicht kommunizieren oder mit Menschen interagieren.
Mehr Effizienz und Entlastung von Routinetätigkeiten
Unternehmen setzen auf KI, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, Produktionskosten zu senken und neue Marktchancen zu nutzen. KI kann Aufgaben effizienter gestalten, aber auch tiefer in Geschäftsprozesse eingreifen, indem sie strategische Entscheidungen unterstützt. Zudem bedürfen intelligente Systeme weniger menschliche Eingriffe und sind potenziell in der Lage, mehr Aufgaben wirklich selbstständig zu erledigen.
KI in der Arbeitswelt: Fast jeder Job ist betroffen
Die Integration von KI in den Arbeitsalltag ist kein Zukunftsthema mehr, sondern schon heute Realität. „Dabei sollte uns bewusst sein: Künstliche Intelligenz ist nicht nur für klassische Industrieberufe relevant, sondern hat das Potenzial, fast alle Bereiche der Arbeitswelt zu verändern. Das gilt vor allem auch für sogenannte White-Collar-Jobs, also kaufmännische und administrative Berufe“, schildert der AUB-Vorstandsvorsitzende Rainer Knoob.
Welche Arbeitsplätze sind durch KI gefährdet?
Ob und in welchem Umfang KI Arbeitsplätze vernichten kann, wird in der Fachwelt intensiv diskutiert. Die Bundeszentrale für politische Bildung beispielsweise verweist auf eine im Jahr 2023 von Briggs und Kodnani veröffentlichte Studie. Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass bis zu einem Viertel der aktuell bestehenden Arbeitsplätze in den kommenden Jahren und Jahrzehnten durch generative KI ersetzt werden könnte. Andererseits verweisen die Wissenschaftler darauf, dass durch die technologischen Umbrüche in anderen Bereichen neue Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen könnten.
KI: Revolution der Arbeitswelt
Der Ökonom Jens Südekum wird von Tagesschau.de mit der Aussage zitiert, dass er nicht die Gefahr einer Massenarbeitslosigkeit durch KI sehe. Zwar könnten administrative Routinetätigkeiten, wie das Ausfüllen von Excel-Dateien, entfallen – doch deshalb würden laut Südekum die Mitarbeitenden nicht zwangsläufig arbeitslos, sondern könnten sich anderen, anspruchsvolleren Tätigkeiten widmen.
KI könnte diese Arbeitsplätze ersetzen
Laut einer Umfrage des Weltwirtschaftsforums könnten besonders Berufe im Bereich der Produktion, Verwaltung und Logistik von den KI-Umwälzungen betroffen sein. In einer weiteren, von OpenAI beauftragten Studie haben Wissenschaftler der University of Pennsylvania ebenfalls mögliche Berufsbilder identifiziert, die sich besonders stark verändern könnten: Dazu zählen unter anderem Buchhalter, Mathematiker, Programmierer, Dolmetscher und Journalisten.
„Aus Sicht der AUB ist es daher wichtig, diese Entwicklungen genau im Auge zu behalten, die Veränderungen sozialverträglich zu gestalten und den Mitarbeitenden umfassende Möglichkeiten zur Qualifizierung, permanenten Weiterbildung oder bei Bedarf auch zu einer Umschulung zu bieten“, unterstreiche Rainer Knoob weiter.
KI in der Arbeitswelt: Vor- und Nachteile
Unternehmen investieren nur dann, wenn sie sich davon positive Effekte versprechen. Das gilt auch und gerade für den Bereich Künstliche Intelligenz: Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zeigt, dass etwa 70 Prozent der Unternehmen, die KI einsetzen, eine positive Produktivitätssteigerung beobachten. Laut einer weiteren PwC-Umfrage nutzten im Jahr 2024 fast vier von zehn Beschäftigten (38 %) bereits generative KI-Anwendungen im Job. Auf Unternehmensseite setzen bereits 45 Prozent auf Tools wie ChatGPT, DeepL oder Microsoft Copilot.
Zeitersparnis und mehr Kreativität
In einer detaillierteren Betrachtung spielen dabei folgende Vorteile eine zentrale Rolle:
- Automatisierung von Routinetätigkeiten: Durch die Übernahme einfacher Aufgaben gewinnen Mitarbeiter Zeit für komplexere Projekte. Arbeiten wird anspruchsvoller und damit auch sinnstiftender.
- Personalmangel entgegenwirken: Indem die knappen Mitarbeiterressourcen zielgerichteter eingesetzt werden können, wirken Unternehmen den negativen Folgen der Fachkräfteknappheit entgegen.
- Effizienz und Kostenersparnis: Durch die Automatisierung können Unternehmen Ressourcen sparen.
- Verbesserung der Entscheidungsprozesse: KI hilft durch Datenanalysen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
- Schnelle Informationsgewinnung: KI kann große Datenmengen analysieren und so beispielsweise im Kundenservice dazu beitragen, schneller und effizienter auf Kundenanfragen zu reagieren.
- Erhöhte Präzision und weniger Fehler: Durch den Einsatz von KI lassen sich Arbeitsprozesse genauer gestalten und menschliche Fehler reduzieren – ein Vorteil nicht nur in Berufen mit hohen Sicherheitsanforderungen.
KI und die Zukunft der Arbeitsplätze
Auch wenn sich viele Entwicklungen noch gar nicht umfassend vorhersagen lassen: Für Arbeitnehmende ist es unverzichtbar, sich schon heute aktiv auf den Wandel durch KI vorzubereiten, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. „Wer den technologischen Wandel aktiv angeht und als Chance begreift, hat die Möglichkeit, die eigenen beruflichen Perspektiven deutlich zu verbessern“, zeigt sich Rainer Knoob überzeugt. Wichtig aus AUB-Sicht sind dabei folgende Faktoren:
Digitale Kompetenzen und kontinuierliches Lernen
Laut einer Studie von McKinsey wird es in den nächsten Jahren immer wichtiger, digitale Kompetenzen auszubauen. Fähigkeiten wie Programmierung, Datenanalyse oder das Verständnis von KI-Algorithmen werden für viele Berufsfelder unerlässlich. Mitarbeitende sollten sich also regelmäßig weiterbilden.
Kooperationsbereitschaft und Flexibilität
KI wird oft als Bedrohung gesehen, doch ein proaktiver Umgang mit der Technologie kann den Arbeitsalltag bereichern. Lernen Sie, KI-Tools zur Unterstützung Ihrer Aufgaben zu nutzen und komplexe Entscheidungen auf Basis der KI-Datenanalysen zu treffen.
Spezialisierung und Soft Skills fördern
Soft Skills wie Empathie, Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten bleiben weiterhin menschliche Stärken – und sind durch KI schwerlich zu ersetzen. Diese positiven Eigenschaften, wenn sie gefördert und gestärkt werden, machen Mitarbeitende etwa im Kundenservice oder im Service für Unternehmen auch in Zukunft unentbehrlich.
Weiterbildung einfordern
Arbeitnehmervertretungen wie die AUB sowie insbesondere die Betriebsräte in den Unternehmen werden eine wichtige Rolle im digitalen Wandel spielen. Sie setzen sich für Weiterbildungsmöglichkeiten ein und fördern eine nachhaltige Digitalisierungspolitik, die die Bedürfnisse der Arbeitnehmer berücksichtigt. „Dabei ist es entscheidend, auf gerechte Rahmenbedingungen für KI-gestützte Arbeitsplätze zu bestehen“, sagt Rainer Knoob: „Wir werden uns in Zukunft intensiv mit diesem Thema beschäftigen und die Entwicklungen in den Unternehmen genau im Blick behalten.“
Fazit
Kein Zweifel, Künstliche Intelligenz ist ein durchaus zweischneidiges Schwert: Sie kann Effizienz und Produktivität in den Unternehmen steigern, birgt aber auch das Potenzial, Arbeitsplätze zu gefährden. Wichtig ist, dass Arbeitnehmende sich aktiv auf den Wandel vorbereiten, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Durch gezielte Weiterbildung und die Bereitschaft, mit KI zu arbeiten, statt sich von ihr verdrängen zu lassen, können Sie Ihre Position im Unternehmen stärken.
Arbeitnehmervertretungen und Betriebsräte sind gefordert, diesen Wandel konstruktiv zu begleiten und die Interessen der Belegschaften zu wahren. Unsere Beratung für Betriebsräte begleitet Sie auf diesem Weg, zudem bieten wir Seminare und Coachings an, um die Interessenvertretung der Arbeitnehmenden bei diesen entscheidenden Zukunftsthemen zu unterstützen.