Arbeitslosigkeit kann jede und jeden treffen – gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie aktuell. Immer häufigere Meldungen von Betrieben, nicht nur aus der Automobilindustrie, die Arbeitsplätze teils in vierstelliger Zahl abbauen, lassen aufhorchen. Machen Sie sich derzeit Gedanken um die Sicherheit Ihres Arbeitsplatzes – oder sind Sie womöglich sogar aktuell bereits von Arbeitslosigkeit betroffen? Dann bietet Ihnen dieser Artikel einen Überblick darüber, was Sie zu Arbeitslosigkeit und den damit verbundenen Meldepflichten, Schritten und Fristen wissen sollten.
Inhaltsverzeichnis
- Wann arbeitslos melden?
- Warum arbeitslos melden?
- Wie arbeitslos melden?
- Wie viel Arbeitslosengeld steht mir zu?
- Besondere Fälle der Arbeitslosmeldung
- Fazit
Wann arbeitslos melden?
Im Falle einer Arbeitslosigkeit besteht in der Regel ein Anspruch auf Arbeitslosengeld (ALG) oder Bürgergeld. Zu den Voraussetzungen zählt unter anderem, dass sich Betroffene auf elektronischem Weg melden oder persönlich vorstellig werden: für Arbeitslosengeld bei der zuständigen Arbeitsagentur, für einen Antrag auf Bürgergeld beim zuständigen Jobcenter. Zögern Sie nicht mit diesem Schritt! Die rechtzeitige und fristgerechte Arbeitslosmeldung ist essentiell, um Ihre Ansprüche zu sichern.
Wie lange hat man Zeit, sich arbeitslos zu melden?
AUB-Expertin Ingrid Brand-Hückstädt, Fachanwältin für Arbeitsrecht, erklärt dazu: „Wer eine Kündigung erhalten oder einen Aufhebungsvertrag unterschrieben hat, sollte sich unverzüglich bei der Agentur für Arbeit melden. Jede Verspätung birgt Risiken.“
Die Meldepflicht ist unter anderem in § 38 des Dritten Sozialgesetzbuches geregelt.
Richtig arbeitslos melden bei Ende eines befristeten Arbeitsvertrags
Befristete Arbeitsverträge sind in der heutigen Arbeitswelt alles andere als eine Seltenheit. Häufig werden derartige Verträge auch verlängert – aber eben nicht in jedem Fall. „Beim Auslaufen eines befristeten Anstellungsverhältnisses passieren Arbeitnehmenden immer wieder ärgerliche Fehler, die ihnen bares Geld kosten können“, sagt Anwältin Ingrid Brand-Hückstädt.
Grundsätzlich gilt die Regel: Wer das Ende seines Arbeitsverhältnisses absehen kann, sollte sich spätestens drei Monate vor Beendigung arbeitssuchend melden – allerdings brauchen Betroffene, wie bereits ausgeführt, nicht so lange warten. Stattdessen empfiehlt sich eine Meldung als arbeitssuchend so früh wie möglich. Zusätzlich muss man sich am ersten Tag der Arbeitslosigkeit persönlich arbeitslos melden, falls keine Anschlussbeschäftigung gefunden wurde.
Arbeitslos oder arbeitssuchend: Was ist der Unterschied?
Wichtig: Die Meldung als arbeitsuchend ist nicht gleichzusetzen mit der Meldung als arbeitslos. Diese Meldung wiederum bildet eine Voraussetzung für den Anspruch auf Arbeitslosengeld. Wenn der Zeitraum bis zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses kürzer als drei Monate ist oder bei einer unerwarteten Kündigung – sei es durch den Arbeitgeber oder aufgrund eines Aufhebungsvertrags – muss die Arbeitslosmeldung innerhalb von drei Tagen nach der Kündigung erfolgen.
„Diese Meldepflicht ist entscheidend, da eine verspätete Meldung zu einer Sperrzeit beim Arbeitslosengeld führen kann“, sagt Ingrid Brand-Hückstädt weiter. Während dieser Zeit erhalten Sie kein Arbeitslosengeld, und es kann zu Unterbrechungen bei der Kranken- und Rentenversicherung kommen. Die Agentur für Arbeit rät daher dringend zu einer frühzeitigen Meldung.
Wie lange kann man sich nachträglich arbeitslos melden?
Sollten Sie die Frist verpassen, können Sie sich nachträglich arbeitslos melden, jedoch droht in diesem Fall eine vorübergehende Sperrzeit für das Arbeitslosengeld.
Warum arbeitslos melden?
Eine Arbeitslosmeldung ist somit viel mehr als nur ein bürokratischer Vorgang – sie sichert Ihre finanzielle und soziale Absicherung im Falle eines Jobverlustes beispielsweise infolge einer betriebsbedingten Kündigung. Nach der Meldung bei der Agentur für Arbeit erhalten Sie, sofern Sie die Voraussetzungen erfüllen, Arbeitslosengeld. Diese finanzielle Unterstützung hilft, den Übergang in eine neue Beschäftigung zu erleichtern. Die Agentur für Arbeit übernimmt in der Zeit der Arbeitslosigkeit ebenso Ihre Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung. Somit bleibt der Versicherungsschutz erhalten und spätere Rentenansprüche werden nicht unterbrochen.
Hilfe bei der Neuorientierung
Darüber hinaus bietet die Arbeitsagentur Beratungsleistungen an, darunter Hilfe bei der Jobsuche, Bewerbungstrainings und finanzielle Unterstützung für Weiterbildungsmaßnahmen. Diese Unterstützung kann beispielsweise den Umstieg in eine andere Branche ebnen.
Wie arbeitslos melden?
Die Meldung als arbeitslos kann auf verschiedene Weise erfolgen: persönlich, online oder telefonisch. Hier eine Übersicht, wie Sie vorgehen sollten:
- Persönliche Meldung: Viele Arbeitsagenturen fordern eine persönliche Meldung, vor allem bei der erstmaligen Arbeitslosmeldung.
- Online-Meldung: Seit einigen Jahren ermöglicht die Arbeitsagentur die Arbeitslosmeldung online. Der Vorteil hierbei ist die Flexibilität; Sie benötigen dazu einen entsprechenden Account und müssen alle relevanten Dokumente digital hochladen.
- Telefonische Meldung: In Ausnahmefällen können Sie die Meldung vorab auch telefonisch vornehmen. Die Arbeitsagentur gibt Ihnen dann Informationen, wie Sie alle Unterlagen nachreichen können oder wird zumeist noch auf einem persönlichen Termin bestehen.
Welche Unterlagen sind nötig, um sich arbeitslos zu melden?
Für den Antrag sind die folgenden Dokumente und Unterlagen erforderlich:
- Personalausweis oder Reisepass mit Meldebestätigung, Aufenthaltserlaubnis, Arbeitserlaubnis
- Sozialversicherungsausweis
- Ggf. Nachweise über einen früheren Leistungsbezug wie Wohngeld, Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe oder Unterhaltsgeld
- Arbeitsbescheinigung
- Arbeitsvertrag und, wenn vorhanden, Unterlagen zur Kündigung
- Ggf. Bescheinigung über Bezug von Krankengeld
- Einen aktuellen Lebenslauf
Bedingungen für den Anspruch auf Arbeitslosengeld
Arbeitslosengeld (ALG) können Arbeitnehmende erhalten, wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind:
- Ein schriftlicher Antrag wurde rechtzeitig gestellt.
- Es liegt Arbeitslosigkeit vor.
- Die Anwartschaftszeit wurde erfüllt.
- Das Alter für den regulären Renteneintritt (65+x) wurde noch nicht erreicht.
Wie viel Arbeitslosengeld steht mir zu?
Die Höhe des Arbeitslosengeldes ist gesetzlich festgelegt. In der Regel beträgt es 60 % des durchschnittlichen Nettoentgelts. Falls man ein Kind hat, erhöht sich der Satz auf etwa 67 %. Auch die Steuerklasse beeinflusst die Höhe des Arbeitslosengeldes. Falls eine Abfindung gezahlt wurde, wird der Anspruch auf Arbeitslosengeld für einen bestimmten Zeitraum ausgesetzt.
Anwartschaftszeit und Rahmenfrist
Der Anspruch auf Arbeitslosengeld besteht insgesamt vier Jahre nach der ersten Einzahlung in die Arbeitslosenversicherung. Die Bezugsdauer wiederum richtet sich nach der versicherungspflichtigen Beschäftigungszeit innerhalb der letzten fünf Jahre. Zu beachten sind allerdings Besonderheiten bei Eigenkündigungen durch die Beschäftigten, Aufhebungsverträge im gegenseitigen Einvernehmen, Kündigungen durch den Arbeitgeber nach Abmahnungen oder fristlose Entlassungen. In solchen Fällen kann der Bezug von Arbeitslosengeld gefährdet sein. Empfehlenswert ist es stets, eine individuelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
Wird persönliches Vermögen auf das Arbeitslosengeld angerechnet?
Erspartes Vermögen wird nicht auf das Arbeitslosengeld angerechnet. Auch Schenkungen oder Erbschaften haben keinen Einfluss auf die Höhe des Arbeitslosengeldes. Allerdings werden Leistungen wie Abfindungen oder Provisionen angerechnet.
Besondere Fälle der Arbeitslosmeldung
Arbeitslosmeldung während einer Krankmeldung: Falls Sie während der Arbeitslosigkeit krank werden, melden Sie dies umgehend der Arbeitsagentur. Für diese Zeit gibt es spezielle Regelungen zur Lohnfortzahlung und zum Krankengeld.
Nach dem Studium arbeitslos melden: Auch nach dem Studium können Sie sich arbeitslos melden, falls Sie keinen Job finden. Die Agentur für Arbeit unterstützt Hochschulabsolventen bei der Stellensuche und bietet oft Zugang zu speziellen Weiterbildungsangeboten.
Arbeitslos, aber nicht arbeitssuchend: Es ist auch möglich, sich arbeitslos zu melden, ohne aktiv auf Jobsuche zu sein. Dies ist sinnvoll, wenn Sie vorübergehend keine Anstellung suchen, zum Beispiel wegen familiärer Verpflichtungen. Beachten Sie, dass Sie in diesem Fall keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben.
Fazit
Arbeitslosigkeit bedeutet einen gravierenden Einschnitt für alle Betroffenen. Trotz der damit verbundenen Emotionen sollten Sie in dieser Situation sachlich handeln und keine wichtigen Fristen versäumen. Die rechtzeitige Arbeitslosmeldung ist ein notwendiger Schritt, um Ihre finanzielle und soziale Absicherung sicherzustellen. Beachten Sie in diesem Zusammenhang auch unsere Informationen zum Thema Abfindung. Sie haben weitere Fragen? Nehmen Sie gerne jederzeit Kontakt mit uns auf!